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Newsletter vom 28.09.2006

Bipolar deutsch-ungarische Kulturprojekte
9. Newsletter / September 2006

Bipolar ist eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, deren Ziel es ist, in den Jahren 2006 und 2007 den deutsch-ungarischen Kulturbeziehungen neue Impulse zu geben.

Bipolar wird von Relations e.V. Berlin durchgeführt, einem gemeinnützigen Verein zur Förderung des Kulturaustausches im Westen und Osten Europas.


Liebe Leser,

Bipolar startet in die Veranstaltungssaison mit zwei thematischen Schwerpunkten: das Gedenken des Jahrestages des Ungarnaufstandes und Lebenswege, die durch beide Kulturen und Länder, durch Ungarn und Deutschland führen oder führten. Zwei Ausstellungen und eine Konferenz finden dazu im Rahmenprogramm von Bipolar statt.

Aus aktuellem Anlass weisen wir auf zwei Projekte hin, die Bipolar innerhalb der öffentlichen Ausschreibung fördert: Dem ungarischen Aufstand 1956 widmen sich „Das Gespräch – Eine Trilogie“ (Premiere am 1.11. in Berlin) und „Hamlet in Budapest“.

1.Ausstellungseröffnung am 28.09.06 um 19 Uhr: „REVOLUTION – künstlerische Reflexionen massenmedialer Repräsentationen“
2.Internationale Konferenz 4.–6. 10.06: „Die Ungarische Revolution 1956: Kontext – Wirkung – Mythos“
3. Ausstellungseröffnung am 26.10.06 um 20 Uhr: „Deutsche in Ungarn. Ungarn in Deutschland. Europäische Lebenswege“
4. Premiere am 1.11.06: István Eörsi: „His Master’s Voice“ (Erstes Stück der Trilogie „Das Gespräch“
5. „HiB - Hamlet in Budapest. Hamlet in Berlin“ nach einem fragmentarischen Textfragment von Heiner Müller


1. Die Ausstellung „REVOLUTION – künstlerische Reflexionen massenmedialer Repräsentationen“ im Collegium Hungaricum Berlin thematisiert die Darstellung der Aufstände in den Massenmedien. Die ausgestellten Werke suchen Antworten auch auf die Frage nach der Möglichkeit künstlerischer Reflexion von Geschichte.
Gezeigt werden neue und ältere Film- und Videoarbeiten, Fotografien sowie Installationen. Eine damals zensierte filmische Auseinandersetzung aus dem Jahr 1969 über die ungarische Räterepublik 1919 und ein Fotoprojekt zum Thema „Pariser Commune“. Andere Arbeiten untersuchen das Phänomen von Massenprotesten und reflektieren Spuren der Erinnerung an Rosa Luxemburg in Berlin. Der Film “Sissi die junge Kaiserin” wurde 1956 gedreht, zeitgleich zur real stattfindenden ungarischen Revolte, eine historische Gegenüberstellung zwingt sich auf, wenn im Finale die gloriose Rückkehr des königlichen Paares nach Budapest gezeigt wird. Das Projekt „Culture is our business“ verfolgt schließlich die Reise- und Handelswege historischer Nachrichtenbilder.

Teilnehmende Künstler: Balázs Béla Stúdió & Dezső Magyar (Buda¬pest), Alice Creischer & Andreas Siekmann (Berlin), Lafita Echakhch (Paris), Raphael Grisey (Paris / Berlin), Lilla Khoór & Anna Artaker (Budapest / Wien), Ines Schaber (Berlin), Ausstellungsdisplay u. Architektur: Andreas Müller (Berlin)
Kurator/innen: Ulrike Kremeier (Berlin / Brest), Lívia Páldi (Budapest)

Die Ausstellung ist eine Produktion des CHB, gefördert von Bipolar. Sie ist Teil des Rahmenprogramms des Art Forum Berlin 2006.
Eröffnung: 28.09.06, 19 Uhr im Collegium Hungaricum Berlin
Ausstellungsdauer: 29. September 2006 - 14. Januar 2007

2. Die internationale Konferenz in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ist mit dem Titel „Ungarn 1956: Kontext – Wirkung – Mythos“ überschrieben.
Die Konferenz nimmt von einem in der Vergangenheit herrschenden Schwerpunkt der Forschung Abschied, und versucht nicht, die Ereignisse der ungarischen Revolution 1956 Stunde für Stunde zu rekonstruieren. Sie fragt vielmehr nach dem Kontext und den Folgen dieser Ereignisse sowie nach deren Rezeption vor und seit 1989 – In welcher Form wurde an den Aufstand in den unterschiedlichen politischen und sozialen Milieus innerhalb und außerhalb Ungarns erinnert? Welche Rolle spielte diese Erinnerung in den nachfolgenden Jahrzehnten vor 1989 und nach dem Zusammenbruch des Kommunismus?

Die Themengebiete der Konferenz:
Ungarn 1956 und die Aufstände im Ostblock - Über die Schwierigkeiten, Revolutionen zu erinnern
Ungarn 1956: Kontext einer gescheiterten Revolution
Ungarn 1956: Medien und Aufstände
Nach dem Aufstand: Repression und Flucht
Nach dem Aufstand: „Normalisierung“/Restauration
Ungarn 1956 und die europäische Linke
Bilder - Literatur - Mahnmale
Wandel der Erinnerung an die Aufstandstraditionen

Die Konferenz findet vom 4. – 6. Oktober 2006 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften statt. Die Eröffnung am 4. Oktober um 19.30 Uhr ist öffentlich. An der Konferenz ist die Teilnahme nur auf Einladung möglich.
Auskünfte zur Konferenz gibt Dr. Hans-Hermann Hertle, ZZF-Potsdam (hertle@zzf-pdm.de). www.ungarn1956.de

Die Konferenz entstand in der Kooperation von: Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Stiftung für Aufarbeitung, Collegium Hungaricum Berlin und Bipolar.

3. Die Ausstellung "Deutsche in Ungarn. Ungarn in Deutschland. Europäische Lebenswege" gibt einen sehr persönlichen Einblick in die Verknüpfungen der Geschichte und Kulturen der beiden Länder. Die Lebenswege von 22 Menschen – vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart – zeigen 22 Möglichkeiten zur Vereinigung beider Kulturen in einer Person und einem Lebensentwurf. Aus den Lebensgeschichten dieser Menschen kann man die historischen und politischen Zusammenhänge herauslesen, die den einzelnen Lebensläufen ihren schicksalhaften Charakter verleihen. Die Ausstellung zeigt, dass unser Denken in nationalstaatlichen Grenzen historisch noch jung und keineswegs selbstverständlich ist. All diese Lebensgeschichten sind Mosaiksteine in der historischen Entwicklung der deutsch-ungarischen Beziehungen.

Die zuerst im Donauschwäbisches Zentralmuseum in Ulm gezeigte Wanderausstellung wird demnächst nach Berlin kommen. Die Eröffnung im Museum Europäischer Kulturen in Berlin/Dahlem findet am 26. 10.2006 um 20 Uhr statt. Die Ausstellung wird bis zum 7. Januar 2007 in Berlin zu sehen sein. Weitere Stationen sind: Budapest, Ungarisches Nationalmuseum, Mitte Januar 2007 - Ende Februar 2007; Pécs, Museen des Komitats Baranya, Ende März - Anfang Juni 2007.

Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsproduktion von acht deutschen und ungarischen Institutionen gefördert von Bipolar und dem „Ungarischer Akzent“.


4. Premiere István Eörsi: „His Master’s Voice“ im Theater ACUD in Berlin. Das erste Stück der Theatertrilogie Das Gespräch wird vom 1. bis zum 5. November 2006 im Theater ACUD in Berlin gezeigt. Die von Bipolar geförderte Kooperation von ACUD in Berlin und MASZK in Szeged gelangen die Theaterprojekte „His Master’s Voice“, „Brecht in Buckow“ und „Die Verabredung“ zur Aufführung. Das Theaterprojekt reflektiert die unterschiedlichen politischen Umstände im historischen Kontext der Revolutionen vom 17. Juni 1953 in Ostberlin und vom 23. Oktober 1956 in Budapest. Ins Zentrum der Auseinandersetzung geraten besonders zwei Beziehungsgeflechte: György Lukács und István Eörsi im Hinblick auf die revolutionären Ereignisse in Budapest und Bertolt Brecht und sein Engagement für den Kommunismus im Spiegel des 17. Juni 1953. Gleichermaßen und miteinander verschränkt treten in beiden Konstellationen Widersprüchlichkeiten und Fragen zu Tage, die den Pathos der Revolution und die Vision eines demokratischen Sozialismus berühren.

Die Inszenierung „His Master’s Voice“ greift in der Regie von Paul Baiersdorf das Interview mit Lukács auf, das Eörsi mit ihm kurz vor seinem Tod 1971 geführt hatte. Der 70jährige marxistische Philosoph war Mitglied der revolutionären Parteiführung 1956 und wurde nach der Niederschlagung des Aufstandes aus dem öffentlichen Leben gedrängt und so gut wie totgeschwiegen. Im Schatten des Krebstodes lässt Lukács im Dialog mit Eörsi die historischen und persönlichen Brüche seines Lebens vom bürgerlichen Elternhaus, dem Leben in der Weimarer Republik über dem Moskauer Exil bis 1956 Revue passieren. Dem Gedenken an den vor einem Jahr verstorbenen Eörsi ist diese Aufführung seines 1985 in Berlin entstandenen, doch hier noch nicht gezeigten Stückes gewidmet.

„His Master’s Voice“ ist eine Produktion des ACUD Theater in Berlin. Über die Trilogie „Das Gespräch“ können Sie auf unserer Internet-Seite mehr erfahren.


5. Unsere Beschäftigung mit dem Ungarnaufstand reicht über den Oktober des Jubiläumsjahres hinaus. Das Projekt „HIB Hamlet in Budapest. Hamlet in Berlin“ geht Spuren der Geschichte Ungarns und Deutschlands nach, um sich über die politisch-soziale Gegenwart und über aktuelle gesellschaftliche Fragen zu verständigen. Den Ausgang des Projektes bildet der fragmentarische Text „Hamlet in Budapest“ von Heiner Müller, den er unter dem Eindruck der politischen Geschehnisse und Umwälzungen in Ungarn 1956 schrieb. Teil des Projektes ist ein theatraler Testversuch mit dem Material HiB im öffentlichen Raum von Budapest und Berlin. Die Internationale Heiner Müller Gesellschaft und die Workshop Foundation (Műhely Alapítvány) fangen mit ihren Recherchen und Vorbereitungen in diesem Winter an. An dem Projekt werden sich die Theatergruppe SPACE (Budapest/Amsterdam), andcompany&Co. (Frankfurt a.M.) und das Maxim Gorki Theater (Berlin) beteiligen.


Herzliche Grüße

Ihr Bipolar-Team
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