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Deutsche in Ungarn. Ungarn in Deutschland. Europäische Lebenswege

Weniger die Geschichte Ungarns und Deutschlands im Kontakt und Konflikt miteinander als vielmehr persönliche Geschichten stehen im Blickpunkt der Ausstellung. Es sind die Lebenswege von 22 Menschen, vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart, die veranschaulichen, dass das Wandern zwischen den Welten, Sprachen und Kulturen beides bedeutet: Lust und Last.

Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Menschen, die ihr Glück im jeweils anderen Land suchten. So die des Mecklenburger Bonbonnieres Friedrich Stühmer. 1868 dort angesiedelt, besaß er 1883 schon die größte Schokoladenfabrik Ungarns. Es kommen Wissenschaftler wie der Physiker Loránd Eötvös vor, die den Wechsel für ihr berufliches Fortkommen nutzten, oder Künstler wie László Moholy-Nagy, die ihre Chance in der Auseinandersetzung mit neuen Tendenzen außerhalb ihrer gewohnten Umgebung suchten und fanden. Oft waren es jedoch weltpolitische Ereignisse, die die individuellen Lebenspläne erschütterten.

Die Darstellung von Schicksalen, die von politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts geprägt sind, führt zugleich mitten in aktuelle gesellschaftliche Debatten über Identität, Vertreibung und Ausgrenzung in Ungarn wie in Deutschland. Der spätere Filmproduzent Gyula Trebitsch wurde 1944 in ein KZ deportiert, ebenso Imre Kertész, Literatur-Nobelpreisträger von 2002. Beide überlebten; Trebitsch entschied sich für ein Leben in Hamburg, Kertész kehrte nach Budapest zurück.

Die ungarndeutsche Bäuerin Elisabeth Müller entkam 1944 nur knapp der Russland-Deportation. Joschka Fischers Eltern wurden 1946 aus ihrem Heimatort bei Budapest vertrieben. In der Ausstellung stehen diese Schicksale nebeneinander und wollen wahrgenommen und bewahrt werden. Doch sie sollten vor allem privat und öffentlich diskutiert werden. Sieben Kulturinstitutionen Deutschlands und Ungarns konzipierten gemeinsam die Wanderausstellung, die nach Ulm und Berlin in Budapest und Pécs zu sehen sein wird.

Ausstellungstermine

9. Juli – 8. Oktober 2006
Donauschwäbisches Zentralmuseum (DZM), Ulm

27. Oktober 2006 – 7. Januar 2007
Museum Europäischer Kulturen, SPK, Berlin

20. Januar – 20. März 2007
Magyar Nemzeti Múzeum, Budapest

28. März – 17. Juni 2007
Várostörténeti Múzeum, Pécs
28.März 16:00
Ausstellungseröffnung

Weitere Informationen:
www.deutsche-ungarn.de

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Projektleitung in Deutschland
Christian Glass (DZM, Ulm)

Weitere Institutionen
Veranstalter: DZM, Ulm; Magyar Nemzeti Múzeum, Budapest; SPK Berlin (Koordinierungsstelle Ostmittel- und Südosteuropa); Baranya Megyei Múzeumok - Janus Pannonius Múzeum, Pécs; Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg; Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest; Országos Műszaki Múzeum, Budapest; Museum für Europäische Kulturen

Weitere Beteiligte
Konzeption, inhaltliche Koordination: Henrike Hampe und Beate Wild. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit von über 20 Mitarbeitern der beteiligten Museen und Institute erarbeitet worden.

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